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Nachhaltiger Tourismus in der Schweiz
Für ein harmonisches Verhältnis zwischen Gästen, Bevölkerung und Umwelt
Kaum ein Sektor ist so auf Nachhaltigkeit angewiesen wie der Tourismus. Zu häufig noch haftet dieser Branche eine negative Wirkung an und die Initiativen hin zu einem positiven Wandel stecken meist noch in den Kinderschuhen. Dennoch darf man vorsichtig optimistisch sein.
Wenn Fluch und Segen aufeinandertreffen
Beeindruckende Gletscher, traumhafte Bergketten, einzigartige Gebirgsseen oder fabelhafte Skigebiete – die abwechslungsreichen Landschaften und die ursprüngliche Natur der Schweiz sind ein Magnet für Touristen aus aller Welt. Der Tourismus bietet damit positive wirtschaftliche Effekte, so macht allein der Wintertourismus etwa ein Prozent des Schweizer BIP aus – in Bergregionen wie dem Wallis und Graubünden gar über 10 Prozent. Nicht zuletzt fördert der Tourismus zudem den wertvollen interkulturellen Austausch. Zeitgleich hat ebendieser Tourismus sichtbare Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen und kann zusätzlich für soziale Spannungen sorgen. Hinzu schwebt der Klimawandel als Damoklesschwert über diesem Sektor – man denke nur an die zahlreichen Wintersportgebiete. Es liegt also auf der Hand, dass Nachhaltigkeit und ein schonender Umgang mit Ressourcen wichtige Eckpfeiler für das Reiseland Schweiz werden müssen.
Das von Schweiz Tourismus ins Leben gerufene «Swisstainable»-Label steht für Nachhaltigkeit in Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt.
(Technischer) Schnee von gestern als Herausforderung für morgen
Blicken wir auf die Wintersportgebiete, erkennen wir: Allzu leicht wird das nicht! Eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft kam zum Schluss, dass von den 120 befragten Skigebieten 63 Prozent auf technische Beschneiung setzen. Das stellt aus der Nachhaltigkeitsperspektive eine Herausforderung dar – schliesslich müssen hierfür Energie und Wasser aufgewendet werden. Auch wenn manche Akteure, wie beispielsweise die Bergbahnen Davos Klosters, Sorge für eine effizientere Technik sowie einen geringeren Verbrauch tragen. Nicht zuletzt fällt auch die Anreise der Gäste ins Gewicht. Diese möchten dann auch versorgt werden, wofür die notwendige Infrastruktur und Arbeitskräfte bereitstehen müssen – was wiederum zu sozialen Spannungen mit der ansässigen Bevölkerung führen kann.
Jede*r zweite Reisende möchte nachhaltiger unterwegs sein.
«Swisstainable» – gemeinsam nachhaltig(er) werden
Aus eben diesen Herausforderungen ergeben sich aber auch Chancen für diesen Standort. So hält Schweiz Tourismus beispielsweise fest, dass jede*r zweite Reisende nachhaltiger unterwegs sein möchte. Zudem wünschen sich fast zwei Drittel nachhaltigere Angebote. Schweiz Tourismus erkennt: Nachhaltigkeit wird häufig mit hoher Qualität assoziiert, wofür die Gäste auch zu bezahlen bereit sind. Nebst dem sehr gut ausgebauten ÖV-Netz in der Schweiz bestehen bereits einige Initiativen, welche Nachhaltigkeit fördern sollen. Beispiel hierfür sind zahlreiche Bergbahnen, die den Strom aus erneuerbaren Energien beziehen und über eigene Fotovoltaikanlagen ins Netz einspeisen. Oder die Monte Rosa Hütte (Zermatt), welche auf innovative Materialien und Technologien setzt. So wird eine komplexe Holzbauweise mit einer Aluminiumhülle verwendet und Schmelzwasser zur Ressourcenschonung gesammelt. Und auf der Schatzalp (Davos) wird dem Wintersport ausschliesslich auf Naturschnee gefrönt – parallel hierzu wird vor allem die Entschleunigung ins Zentrum gestellt.
Um solche Initiativen weiter zu fördern, hat Schweiz Tourismus 2021 unter dem Namen «Swisstainable» ein eigenes Nachhaltigkeitslabel lanciert. Damit möchte man sich gemeinsam mit allen touristischen Leistungsträgern in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt engagieren. Die Gäste, aber auch die lokalen Bewohner*innen sollen so die Natur nah und ursprünglich geniessen können, die lokale Kultur authentisch erleben, regional konsumieren und letztendlich länger bleiben sowie tiefer eintauchen. So lässt es sich, selbst wenn nachhaltiger Tourismus in der Schweiz noch Aufholbedarf hat, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Nachhaltigkeit wird häufig mit hoher Qualität assoziiert – wofür die Gäste auch zu bezahlen bereit sind.
Die Globalance-Sicht
Der Tourismus hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, Wirtschaft sowie Gesellschaft und birgt vielschichtige Herausforderungen. Es bedarf künftig mehrerer Initiativen, da Tourismus zum einen von der Natur und einer nachhaltigen Entwicklung profitiert und zum anderen selbst noch häufig eine negative Wirkung entfaltet. Prinzipiell sind Nachhaltigkeitslabel eine gute Sache, schaffen sie doch Transparenz, was ganz im Sinne von Globalance ist. Wir sollten solchen Bewegungen stets mit Wohlwollen begegnen, diese aber über die kommenden Jahre auch kritisch beobachten.