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Tiefrote Zahlen beim blauen Planeten
Der Ressourcen-Kredit ist aufgebraucht. Bis 2050 sind wir 9.3 Milliarden Menschen. China ist mit der weltweit grössten Volkswirtschaft ein treibender Faktor. In 10 Jahren wird sich allein dort der Mittelstand auf rund 1.6 Milliarden Menschen verdoppeln. Und diese wollen nicht nur essen, sondern auch reisen, shoppen, Hobbys pflegen. Eine Belastungsprobe für unseren Planeten.
Schneller, höher, schlechter. Unser Ressourcenverbrauch hat sich in den letzten 100 Jahren versiebenfacht. Manche Rohstoffe sind nur noch wenige Jahre vorhanden, beispielsweise das für LCDs notwendige Indium, dessen Vorrat auf 13 weitere Jahre geschätzt wird. Wir leben auf Pump zukünftiger Generationen. Und mit zunehmender Bevölkerungszahl und steigenden Einkommen wird der Rohstoffverbrauch weiter anwachsen: Metalle, Mineralien, Biomasse und fossile Energieträger – von heute 60 auf 140 Milliarden Tonnen im Jahr 2050. Machen wir so weiter, werden wir in rund 30 Jahren Rohstoffe im Äquivalent von zwei Planeten Erde konsumieren. Wäre die Erde eine Aktiengesellschaft, müsste diese wegen Überschuldung Konkurs anmelden.
Mit Effizienzsteigerung unsere Schulden begleichen?
Der Mitbegründer von Intel, Gordon E. Moore, sagte 1965 voraus, dass sich ca. alle 24 Monate die Rechenleistung eines Prozessors verdoppeln würde. Stimmt tatsächlich. Heute bietet ein Smartphone 120 Millionen Mal die Rechenleistung des Steuercomputers vom Apollo-Mondprogramm der NASA. Effizienzsteigerung dank Digitalisierung wird weiterhin das Innovationsthema schlechthin sein. Das Moore’sche Gesetz lässt sich aber nicht unendlich weiter treiben. Andere Massnahmen sind gefragt.
Neue Wachstumsmärkte: Ersetzen, Aufarbeiten, Teilen
Das Thema Ressourcenverknappung birgt grosse Wachstumschancen. So bringen erneuerbare Energien wie Biomasse, Wind und Sonne Bewegung in die Zukunft. Allein in den letzten 15 Jahren hat sich die weltweite Produktion von Solarenergie 128-fach und die etwas etabliertere Windenergie 32-fach vergrössert. Dank weiter sinkender Produktionspreise ist das erst der Anfang.
Wiederverwertung statt «take – make –waste»
Laut der Ellen-MacArthur-Stiftung gehen allein im Konsumgüterbereich jährlich etwa 80 Prozent von 3.2 Billionen an Wert verloren. Nicht so bei Sportartikelhersteller Nike: 71 Prozent aller neuen Nike-Schuhe enthalten wiederverwertete Abfallprodukte der eigenen Herstellung. Das Unternehmen schont damit die Ausgaben und verdient sich ein gutes Image bei den Kunden. Teilen ist das neue Besitzen: Unternehmen, die diese Idee vorantreiben, maximieren Effizienz und Wertschöpfung ihrer Produkte. Die Sharing Economy in den Bereichen Mobilität (Lyft, Uber), Unterkunft (Airbnb) und Musik-Streaming (Spotify) ist schon heute Vorreiter, die althergebrachte Geschäftsmodelle oder gar ganze Industrien ins Wanken bringt.
Zukunftsbeweger als Anlagechance
Unternehmen, die die Ressourcenverknappung als Chance begreifen, sind für die Zukunft gut positioniert. Sie halten ihre Kosten im Griff, sichern sich die Loyalität ihrer Kunden und helfen, eine positive Zukunft mitzugestalten. Unilever z. B. hat sich zum Ziel gesetzt, den durch ihre Produkte entstehenden Abfall bis 2020 zu halbieren. Weniger Abfall bedeutet weniger Inputstoffe, niedrigere Kosten und höhere Gewinne. Gut für die Umwelt, gut für den Anleger.
Solche innovativen, aufstrebenden Zukunftbeweger krempeln ganze Branchen um. Etwa die Firma Turo: Sie vermittelt über ihre Internetplattform die Vermietung von Privatautos. Die Idee ist auf der Überholspur: Seit der Einführung 2009 in San Francisco konnte Turo den Umsatz auf 100 Millionen US-Dollar steigern und ist heute in 2´500 Städten in den USA und Kanada vertreten. Oder LiquidSpace. Das grösste kommerzielle Immobiliennetzwerk versorgt Start-ups, kleinere Unternehmen und Einzelpersonen kurzfristig mit Büroflächen.
Unternehmen wie diese verstehen es, Megatrends rechtzeitig zu erkennen und in skalierbare und profitable Geschäftsmodelle zu übersetzen. Das ist nicht als Werbung für die vorgenannten Unternehmen zu verstehen: Zukunftbeweger gehören jedoch ins Depot jedes langfristigen Anlegers.