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Zur Wahl des neuen US-Präsidenten
Die US-Präsidentschaftswahlen 2024 halten die Welt in Atem, und die Rückkehr Donald Trumps ins Weisse Haus bewegt die Märkte. In solchen Momenten des Umbruchs ist es wichtig, den Blick zu weiten und längerfristige Perspektiven einzunehmen. Susanne Kundert, Leiterin Anlagen, beleuchtet im Interview die verschiedenen Dimensionen einer zweiten Trump-Präsidentschaft.
Susanne Kundert, Leiterin Anlagen von Globalance,
im Kurzinterview zum Wahlausgang in den USA.
Frau Kundert, welche Folgen hat die kommende zweite Trump-Präsidentschaft für die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa?
Die Handelsbeziehungen dürften unter erheblichen Druck geraten. Präsident Trump hat bereits angekündigt, seine «America First»-Politik noch zu verstärken und Importzölle von bis zu 60 Prozent auf europäische Waren zu erheben. Dies würde besonders die exportorientierten Branchen wie die Automobilindustrie,den Maschinenbau und die Luxusgüterindustrie treffen. Europäische Unternehmen werden ihre Lieferketten neu ausrichten und möglicherweise verstärkt in den USA produzieren müssen. Gleichzeitig könnte die EU mit zusätzlichen Gegenzöllen reagieren, was die Handelsspannungen weiter verschärfen würde.
Wie könnte sich Trumps Steuerpolitik auf die Finanzmärkte auswirken?
Gemäss seinen Wahlkampfaussagen werden weitere Steuersenkungen die Unternehmensgewinne von US-Unternehmen positiv beeinflussen und die verfügbaren Einkommen steigern, was die Aktienmärkte beflügeln dürfte. Gerade mittelständische Unternehmen würden überproportional profitieren. Die Kehrseite ist das steigende Haushaltsdefizit, das bereits jetzt historische Höchststände erreicht. Dies könnte mittelfristig zu höheren Langfristzinsen und zu einer steigenden Inflation führen. Eine expansive Fiskalpolitik ist in der aktuellen Hochzinsphase deutlich riskanter als während Trumps erster Amtszeit.
Welche Rolle hat die Wahl von Trump auf den US-Dollar, und wie könnte dies europäische Anleger betreffen?
Kurzfristig erwarte ich eine Stärkung des Dollar, da Investoren auf Steuersenkungen und Deregulierung spekulieren werden. Mittelfristig wachsen die Risiken: Die steigende Staatsverschuldung, mögliche politische Einflussnahme auf die Zentralbank und zunehmende geopolitische Spannungen könnten den Dollar unter Druck setzen. Wir empfehlen eine ausgewogene Währungsdiversifikation und verstärkte Absicherung von Währungsrisiken.
Sektoren und Zukunftsthemen
Wie werden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Zukunftstechnologien wie erneuerbare Energien und Clean Tech ändern?
Die Auswirkungen sind vielschichtig zu betrachten: Trump wird zwar versuchen, fossile Energien weiter zu fördern und Klimaschutzregulierungen abzubauen, doch auch er kann die wirtschaftlichen Vorteile der erneuerbaren Energien, die durch den Markt vorangetrieben werden, nicht ausser Kraft setzen. Zudem wird oft übersehen, dass US-Bundesstaaten wie New York und Kalifornien ihre eigenen Klimaschutzprogramme unbeirrt fortführen. Hinzu kommen Importzölle auf chinesische Produkte, die die Wettbewerbsfähigkeit von US-Solarunternehmen stärken. Daher setzen Anlegerinnen und Anleger verstärkt auf Unternehmen, die auch ohne Subventionen profitabel arbeiten können.
Welche wirtschaftlichen und politischen Risiken ergeben sich für Tech-Bereiche wie künstliche Intelligenz (KI), und Cyber-Sicherheit in den USA?
Unter Trump wird der technologische Wettkampf mit China wohl noch intensiver werden. Dies könnte zu verstärkten Investitionen in KI und Cyber-Sicherheit führen. Eine weitere Deregulierung kann Innovationen beschleunigen, birgt aber auch Risiken bezüglich des Datenschutzes und ethischer Standards.
Welche wesentlichen langfristigen Trends im Bereich Digitalisierung und Infrastruktur erwarten Sie unter Trump?
Er hat massive Infrastrukturinvestitionen angekündigt, die sich vor allem auf traditionelle Bereiche wie Strassen, Brücken und die Energieinfrastruktur konzentrieren sollen. Gleichzeitig wird die Digitalisierung weiter voranschreiten, auch wenn der Fokus möglicherweise stärker auf nationaler digitaler Souveränität liegt.
Anleger sollten beide Aspekte berücksichtigen:
- Klassische Infrastrukturunternehmen mit starker US-Präsenz
- Digitale Infrastrukturanbieter (Rechenzentren, 5G, Cyber-Sicherheit)
- Unternehmen an der Schnittstelle von physischer und digitaler Infrastruktur
Klimapolitik und Energiewende
Welche Auswirkungen hat eine zweite Amtszeit von Donald Trump auf die globale Klima- und Energiepolitik?
Sie wird die globalen Klimaschutzbemühungen erschweren. Zu erwarten sind:
- Pariser Klimaabkommen: Passivität oder Ausstieg
- Verstärkte Förderung fossiler Energien
- Lockerung von Umweltauflagen
- Reduzierung von Klimaschutzinvestitionen
Dennoch ist die globale Transformation der Dekarbonisierung nicht aufzuhalten. Ihre Treiber sind:
- Europäische und asiatische Klimaschutzbestrebungen und -innovationen
- Technologische Fortschritte bei erneuerbaren Energien
- Druck von Investoren und Konsumenten
- Wirtschaftliche Vorteile sauberer Technologien
Erhöhte Unsicherheiten durch geopolitische Spannungen und veränderte internationale Beziehungen sind übergeordneter Natur und erfordern zusätzliche Aufmerksamkeit bei der grundlegenden Einordnung von Anlegerrisiken.
Anlageperspektiven
Welche unmittelbaren Konsequenzen sehen Sie für das Marktgeschehen?
Das generelle Bild der fundamentalen Entwicklungen ist unverändert: robuste Konjunkturdaten zur US-Wirtschaft, rückläufige Inflation, Zinssenkungen der Zentralbank resultieren in einem positiven Kapitalmarktumfeld.
Die Aussicht auf Steuersenkungen und Deregulierungsmassnahmen werden sich zunächst positiv auf Gewinnerwartungen der amerikanischen Unternehmen auswirken. Besonders profitieren dürften kleine und mittelgrosse Unternehmen, die erstens einen stärkeren Bezug zum US-Markt haben als viele Grossunternehmen und zweitens günstigere Aktien- Bewertungen aufweisen. Der Globalance Zukunftbeweger Aktien-Fonds fokussiert auf diese Unternehmen.
Was bedeutet das für die Globalance Portfolios?
Wir verfolgen eine ausgewogene, weltweite Strategie:
- Qualitätsaktien mit starker Marktposition
Mit einer 70%-igen US-Aktien-Allokation innerhalb unseres Aktienportfolios sind wir gut positioniert, um vom Effekt der Steuersenkungen und der Deregulierung zu profitieren. - Zukunftbeweger-Aktien
Kleine und mittelgrosse Unternehmen, mehrheitlich in den USA, profitieren von der «America first»-
Strategie. - Zukunftsthemen
Die ausgewogene Verteilung auf unsere neun Zukunftsthemen und eine selektive Allokation im Bereich Erneuerbare Energien (mit Fokus auf Netzinfrastrukturhersteller) gewährleistet, dass mögliche negative Effekte im Energiebereich durch positive Impulse im Technologiesektor ausgeglichen werden. Unser Fokus liegt klar auf Technologieführern in kritischen Infrastrukturen und auf Digitalisierungsgewinner. - Globale Anleihen mit hoher Bonität von Unternehmen und Staaten, wobei wir Green Bonds von Unternehmen gegenüber US-Staatsanleihen bevorzugen — auch in Anbetracht der ansteigenden US-Staatsverschuldung.
- Gold als strategischer Bestandteil zur Absicherung bei geopolitischen Unsicherheiten.
- Tief-korrelierte Anlagen wie Versicherungsverbriefungen, Prämienstrategien oder Mikrofinanzanlagen sind wenig zinssensitiv und liefern Stabilität im Portfolio, auch wenn die längeren Zinsen ansteigen sollten.
- Schliesslich sind auch Infrastrukturanlagen Teil unserer Portfolios.
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