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Waffen sind ausgeschlossen

Weshalb Rüstungsaktien weiterhin nicht in ein nachhaltiges Portfolio gehören

Das Wichtigste auf einen Blick

WORUM ES GEHT

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ist die Notwendigkeit der nationalen Verteidigungsfähigkeit stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Damit kann Rüstung als Mittel angesehen werden, um Frieden zu sichern und so indirekt negative Entwicklungen und menschliches Leid zu verhindern.

DIE KONTROVERSE

Ausgehend von der obigen Argumentation, gehen inzwischen auch nachhaltig ausgerichtete Investorinnen und Investoren dazu über, in Aktien von Rüstungsunternehmen zu investieren. Angesichts der potenziellen Kriegsgefahr fordert zudem die Rüstungsindustrie selbst, als nachhaltig eingestuft zu werden. Zu bedenken ist jedoch, dass die Herstellung von Waffen dem Zweck dient, diese einzusetzen, um zu zerstören und zu töten. Zudem besteht eine grundlegende Problematik darin, dass Investoren letztlich keine Kontrolle darüber haben, wie die von einem Unternehmen produzierten Rüstungsgüter eingesetzt werden.

Der Globalance-Standpunkt

Zwar kann Rüstungsgütern, solange sie nicht zum Einsatz kommen und ausschliesslich der Abschreckung dienen, eine indirekte positive Wirkung nicht abgesprochen werden. Jedoch sind Waffen und Rüstung per se nicht konstruktiv gestaltend und folglich auch nicht in unserem Sinne zukunftsfähig. Die traditionellen, ethisch begründeten Ausschlusskriterien haben auch angesichts des Ukraine-Krieges für die Rüstungsindustrie weiterhin ihre Berechtigung.

Die Sicherheit Europas gewährleisten

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich die allgemeine Sichtweise auf die Rüstungsindustrie verändert. Laut einer Umfrage von Verivox glaubten vor dem Krieg 53 Prozent der Deutschen, dass es moralisch nicht vertretbar sei, wenn Einzelpersonen in Rüstungsfirmen investieren. Nach Kriegsbeginn änderten etwa 60 Prozent der Befragten, die sich zuvor gegen Rüstungsinvestitionen aussprachen, ihre Meinung und hielten solche Investitionen für akzeptabel beziehungsweise hinterfragten ihre frühere Einstellung. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte mehr Geld für Waffen, mit der Begründung, dass nichts Unethisches daran sei, unsere Freiheit zu verteidigen.

Rüstungsaktien spielen zunehmend auch in nach haltig ausgerichteten Fonds eine Rolle. Wie Bloomberg berichtet, hielten Ende des dritten Quartals 2023 laut Daten von Morningstar 1’238 Fonds, die angeben, ökologische, soziale und Good-Governance-Ziele zu fördern, Aktien in den Branchenkategorien Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung. Das waren rund 25 Prozent mehr als im März 2022. Ein Fondsmanager begründete dies laut Bloomberg so: «Es gibt keinen prinzipiellen Grund, warum Investitionen in bestimmte Rüstungsfirmen nicht mit verantwortungsbewusstem Investieren vereinbar sein können, solange sie keine kontroversen Waffen produzieren oder konventionelle Waffen an Hochrisikoländer liefern.» Länder hätten vielmehr ein inhärentes Recht auf Selbstverteidigung.

Das US-Magazin Foreign Policy weist in einem Beitrag darauf hin, dass die ESG-Richtlinien insbesondere in der Europäischen Union dazu führten, dass es für Rüstungsunternehmen teurer sei als für andere, zu expandieren. Doch sei genau dies notwendig, um die Sicherheit Europas zu gewährleisten. Mit diesem Argument arbeitet auch die Rüstungsindustrie darauf hin, in der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft zu werden.

Die Ansichten bezüglich
konventioneller
Waffen gehen weit
auseinander.

Warum ist das für Investorinnen und Investoren wichtig?

Die erste Frage, die sich stellt:

IST DIESE INDUSTRIE EINE FINANZIELL ­ATTRAKTIVE ANLAGE?

Viele Regierungen planen derzeit, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. In Deutschland zum Beispiel gibt es Forderungen, den Etat von 2.0 auf 3.5 Prozent des BIP zu erhöhen. Die steigende Nachfrage nach Rüstungsgütern hat die Aktienkurse von Rüstungsfirmen bereits nach oben getrieben. Der Goldman Sachs European Defense Basket ist laut Bloomberg allein in diesem Jahr um 42 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr waren es 39 Prozent und 2022 sogar 54 Prozent. Treiber dieser starken Kurszuwächse sind Aktien wie die von Rheinmetall, deren Wert sich seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als verfünffacht hat. Die Aktie von Hensoldt ist um mehr als das Dreifache gestiegen, der Wert der Titel von Safran hat sich verdoppelt. Es gibt also unter Umständen finanzielle Argumente, dem Portfolio Rüstungsinvestments beizumischen.

Die zweite Frage, die beantwortet werden muss:

Sollen Waffen als Nachhaltig angesehen werden?

Während weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass Investitionen in kontroverse Waffen wie Streumunition oder Munition mit angereichertem Uran ausgeschlossen werden, gehen die Ansichten bezüglich konventioneller Waffen — wie die vorangehenden Ausführungen zeigen — weit auseinander. Eine mögliche Argumentation für die Nachhaltigkeit von Armeen und deren Waffen ist, dass sie der Abschreckung dienen, Frieden sichern und so indirekte negative Entwicklungen, also Zerstörung, und menschliches Leid verhindern. Das heisst, dass ihnen, solange sie nicht zum Einsatz kommen und der Abschreckung dienen, eine indirekte positive Wirkung nicht abgesprochen werden kann.

Was Spricht gegen Rüstungsinvestments?

Zunächst einmal einige politische Argumente: So hat der Staat das Gewaltmonopol. Das bedeutet, dass die Rüstungsindustrie staatlich sein und politischer Kontrolle unterstehen soll. Privates Kapital soll entsprechend subsidiär und damit ebenfalls unter politischer Kontrolle investiert werden.

Rüstungsgüter behindern im Falle des Einsatzes zudem eine nachhaltige Entwicklung, unter der die Vereinten Nationen eine Entwicklung verstehen, «die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Fähigkeit zu gefährden, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können».

Eine grundlegende Problematik ist ferner der Umstand, dass Investoren und Investorinnen keine Kontrolle darüber haben, wie die von einem Unternehmen produzierten Rüstungsgüter eingesetzt werden. Zwar können diese zu legitimen Verteidigungszwecken zum Einsatz kommen. Aber es gibt keine Garantie, dass diese nicht auch für Angriffs kriege, für Kriegsverbrechen oder durch nicht legitimierte Akteure genutzt werden. Dies könnte auch als Verstoss gegen die UN-Grundsätze zum Schutz der Menschenrechte angesehen werden — was Waffeninvestments zu einer nicht nachhaltigen Anlage macht.

Zusätzliche Erschwernis: Die meisten Technologien sind sowohl militärisch als auch zivil einsetzbar — die Unterscheidung wir immer schwieriger und unschärfer. Herkömmliche Ausschlusskriterien sind dafür nicht mehr hinreichend.

Es gibt keine Garantie, dass Rüstungsgüter nicht auch für Angriffskriege, für Kriegsverbrechen oder durch nicht legitimierte Akteure genutzt werden.

Zuletzt kommt noch eine praktische Fragestellung hinzu:

WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN DIE ­RÜSTUNGSINDUSTRIE UND DAS MILITÄR AUF DIE UMWELT UND DEN KLIMAWANDEL?

Eine Untersuchung dazu gibt es beispielsweise von der Organisation Scientists for Global Responsibility: Dabei kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Ergebnis, dass rund fünf Prozent der weltweiten Emissionen auf Rüstung und Militär zurückzuführen sind.

Unsere Position

Ökonomisch versteht Globalance unter zukunftsorientiertem Investieren die Bereitstellung von Kapital für positive Leistungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Das heisst, dass ein Investment auf die Zukunft ausgerichtet sein muss. Ausserdem gilt es zu bedenken, dass Ausgaben für Rüstungsgüter allein vom Staat kommen. Rüstungsprojekte können damit ein zu grosses Risikopotenzial für ein allfälliges Scheitern bergen, sein, was wiederum auf dem Rücken der Steuerzahlerinnen und -zahler ausgetragen würde.

Unserer Ansicht nach stellen Waffen und andere Rüstungsgüter eine eigene Kategorie dar, die nicht unmittelbar konstruktiv gestaltend und daher auch nicht im Sinne von Globalance zukunftsfähig ist. Die traditionellen, ethisch begründeten Ausschlusskriterien haben somit weiterhin ihre Berechtigung.

Im Rahmen der Anlagephilosophie von Globalance wird folglich auf direkte Investitionen in Rüstungsgüter verzichtet.

Es bleibt jedoch abschliessend eines festzustellen: Mit Blick auf unsere Schweizer Vorstellung einer bewaffneten Neutralität (oder im Fall anderer westlicher Länder einer bewaffneten Demokratie) zur Verteidigung unserer Unabhängigkeit und Freiheit ist es denkbar, dass einzelne Investoren nach erfolgter Güterabwägung zum Ergebnis kommen, ergänzend zu einem zukunftsorientierten Portfolio komplementär Herstellern gewisser Rüstungsgüter auch privates Kapital zur Verfügung zu stellen. Dies ist dann eine sehr individuelle und persönliche Entscheidung.

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