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Mit Präzision gegen die «stille Pandemie»
Biotech-Unternehmer Xavier Duportet
Als Mitgründer des Biotech-Unternehmens Eligo Bioscience geht der französische Wissenschaftler Xavier Duportet eines der ganz grossen globalen Probleme an: Antibiotikaresistenzen. Um Investoren zu gewinnen, ging er unternehmerisch innovativ vor.
Xavier Duportet ist 37 Jahre jung. Er ist unglaublich klug. Und er hat sich seit seiner Kindheit der Wissenschaft verschrieben. Einst waren es Ameisen, die seine Leidenschaft für Biologie entfachten. Als Zwölfjähriger machte er ein Praktikum in einem Genetiklabor für Insekten — und wollte seither Gentechniker werden. Heute ist es die Kraft der Wissenschaft und des Unternehmertums, die ihn motiviert: der Glaube daran, dass wir die globalen Probleme mit Forschung und Innovation lösen können. Jedenfalls einen Teil von ihnen — etwa das Problem der Antibiotikaresistenzen, das Duportet seit seinem Doktorat in synthetischer Biologie umtreibt.
Markt zu klein für globales Problem
Antibiotikaresistenzen sind eine sehr dringliche Herausforderung. Denn seit Alexander Fleming im Jahr 1928 Penicillin entdeckt hat, stellen Antibiotika die einzige wirksame Therapie gegen krankmachende Bakterien dar. Je mehr Antibiotika wir in der Humanmedizin oder bei Tieren einsetzen, desto schneller werden Bakterien resistent. Mit gravierenden Folgen, denn ohne wirksame Antibiotika wird jede Lungenentzündung lebensgefährlich. Menschen sterben nach Routineoperationen an resistenten Spitalkeimen. Und ein Katzenbiss wird schnell zum Sepsis-Notfall.
Doch während die Fachwelt seit Jahren von einer «stillen Pandemie» spricht, die jedes Jahr mehr Opfer fordert, ist der Markt unattraktiv für die Entwicklung neuer Antibiotika. Denn um weitere Resistenzen zu verhindern, dürfen Ärztinnen und Ärzte neue Wirkstoffe ausschliesslich in der Humanmedizin und nur bei Patientinnen und Patienten mit Resistenzen einsetzen. Sie sind also Notfällen vorbehalten. Für Pharmafirmen ist dies kein lukratives Geschäft.
Erfolg dank unternehmerischer Innovation
Diese Zurückhaltung spürte auch das Start-up Eligo Bioscience, das Duportet 2014 als 27-Jähriger gemeinsam mit Professoren des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und des französischen Forschungsinstituts Inria gegründet hatte. Duportet erkannte bald, dass im Antibiotikamarkt keine Investoren zu finden waren. Und suchte — ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren — nach Lösungen, die aus unternehmerischer Sicht attraktiver waren: Statt auf Resistenzen fokussierte sich Eligo Bioscience bald auf das Mikrobiom. Dieses besteht aus Milliarden Bakterien, die den Körper besiedeln. Es ist heute unbestritten, dass das Mikrobiom eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Immunsystem spielt.
Antibiotika schwächen das Mikrobiom jedoch bei jeder Einnahme: Ihre Wirkstoffe greifen nicht nur krankmachende Bakterien an, sondern auch die nützlichen Bakterien der Darmflora. Mit Duportets patentierter CRISPR-Methode ist dies nicht der Fall: Sie greift gezielt das Genom einzelner Darmbakterien an und schont somit das Mikrobiom. Der Markt für dieses präzise und schonende Antibiotikum ist riesig. Gleichzeitig hat die Technologie das Potenzial, das Problem der Antibiotikaresistenzen zu lösen. Der unternehmerische Erfolg liess nicht lange auf sich warten: Schon bald stiegen die ersten Investoren ein.
Plädoyer für Forschung und Unternehmertum
Duportet plädiert für mehr Unternehmertum in der Forschung. Er glaubt daran, dass Forschende mit Deep-Tech globale Herausforderungen lösen können. Er fordert Wissenschaftsunternehmen auf, sich nicht nur auf technologische Entwicklungen zu konzentrieren, sondern sich besser zu verkaufen. Und er ermutigt Forschende, Start-ups zu gründen. Er will, dass sie ihre Bescheidenheit ablegen und mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen Produkte entwickeln, die die Welt verändern.
Young Global Leader
Das Biotech-Start-up Eligo Bioscience manipuliert das Genom gezielter Bakterien mit der CRISPR-Methode, der sogenannten Genschere. Im Gegensatz zu herkömmlichen Antibiotika sollen die neuen Wirkstoffe bakterielle Infektionen gezielt behandeln — und dadurch das gesundheitlich wichtige Mikrobiom schonen. Duportets biotechnologische Innovation hat laut Fachpersonen gleichzeitig das Potenzial, das Problem der Antibiotikaresistenzen zu lösen. Der junge Technologiepionier wurde vom Weltwirtschaftsforum (WEF) als Young Global Leader ausgezeichnet.
Duportet ist aber auch als Networker sehr innovativ: Um das Unternehmertum in der Wissenschaft zu stärken, gründete er 2011 die gemeinnützige Organisation Hello Tomorrow. Heute ist sie die weltweit grösste Deep-Tech-Community — sie vereint Wissenschaftlerinnen, Investoren und Unternehmen. Im Jahr 2019 gründete Duportet ausserdem Deeptech Founders, ein Schulungsprogramm für globale Gründerinnen und Gründer aus der Wissenschaft. Er bestärkt sie darin, mehr Marketing für ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse zu betreiben — und dadurch Investoren zu gewinnen.
Xavier Duportets Formel zum Erfolg
Leidenschaft
Duportet entdeckte seine Leidenschaft für biologische Vorgänge früh — er setzte sich schon als Kind das Ziel, Wissenschaftler zu werden.
Intelligenz
Duportet war ein intellektueller Überflieger und wurde früh akademisch gefördert.
Wissenschaft
Als Doktorand hatte er die Möglichkeit, die CRISPR-Methode auf Bakterien anzuwenden.
Vernetzung
Duportet gründete Eligo Bioscience als Spin-off gemeinsam mit seinen Professoren.
Unternehmertum
Der Franzose glaubt daran, dass gute Wissenschaft auch im unternehmerischen Rahmen möglich ist.
Flexibilität
Weil der Markt für neue Antibiotika zu klein war, fokussierte sich Duportet aufs Mikrobiom — mit viel Erfolg.
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