Resultate der jüngsten Forschung

Stand der Wissenschaft

Die Forschung zu Shareholder Engagement hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In verschiedenen Disziplinen wird empirisch untersucht, ob und wie Investorinnen und Investoren einen Beitrag zu nachhaltigerem Wirtschaften leisten.

Die Kernaussagen der wichtigsten veröffentlichten Forschung 2023-2024 lauten:

  • Aktionärsengagement für Klimatransparenz kann Unternehmen zu niedrigeren Emissionen veranlassen. Wenn Investoren, die dem Carbon Disclosure Project, CDP, angehören, Eigentümer eines Unternehmens sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses seine Emissionen offenlegt. Das kann als Folge zu einer Senkung der zukünftigen CO2-Emissionen führen. Asset Manager, welche sich CDP angeschlossen haben, neigen zudem dazu, sich gezielt an Unternehmen mit hohen Emissionen zu beteiligen oder sich von ihnen zu trennen, was den Druck auf diese Unternehmen erhöht, Massnahmen zu ergreifen (Cohen et al., 2023).
  • Aktionärsengagement zu wesentlichen Themen senkt insbesondere die Umweltrisiken der Unternehmen (u. a. Unfälle und Klimarisiken allgemein). Das finanzielle Risiko («Value at Risk) der Zielunternehmen sinkt nach erfolgreichen Engagements um 9 %. Die Studie zeigt, dass Unternehmen die Zahl ihrer Umweltvorfälle nach dem Engagement reduzieren (Hoepner et al., 2024).
  • Divestment kann durch öffentlichen Druck das Unternehmensverhalten und die Marktbedingungen beeinflussen. Die «Go Fossil Free»-Bewegung zeigt, dass Divestment-Aktivitäten, obwohl sie Stimmrechte aufgeben, dennoch wirksam sein können, wenn sie die Marktstimmung beeinflussen und zu höheren CO2-Kosten führen. Die Forschung legt nahe, dass Divestment-Bewegungen zu einer Neubewertung der Klimarisiken auf den Finanzmärkten beitragen und Unternehmen zur Einführung von Netto-Null-Verpflichtungen bewegen können (Becht et al., 2023).
  • Nachhaltiges Investieren wirkt sich direkt und indirekt auf die Umwelt und die Gesellschaft aus. Neben Portfolio-Screening und Aktionärsengagement ist «Field Building» ein strategischer Ansatz, bei dem langfristig auch indirekte Effekte über andere Investorinnen und den institutionellen Kontext erzielt werden können (z. B. bessere regulatorische Rahmenbedingungen). Wenn sich verschiedene Shareholder ergänzen, folgt der positive Impact nicht sofort, sondern graduell und als Folge eines kollektiven Prozesses (Marti et al., 2023).
  • Aktives Aktionärsengagement bringt Asset-Managern Reputationsvorteile. Doch die Qualität des Engagements variiert erheblich je nach Grösse des Asset-Managers. In einer Studie aus Südafrika weisen grosse Asset-Manager, die PRI-Unterzeichner sind, tendenziell umfassendere und transparentere Berichte auf. Die Untersuchung deckt zudem auf, dass viele kleinere Manager lediglich «Box-Ticking» betreiben und nicht transparent genug sind, was möglicherweise ihr Engagement unglaubwürdig erscheinen lässt (Nel et al., 2023).
  • Zum Schluss erwähnen wir hier eine Studie, welche auf eher zynisches Verhalten gewisser Mainstream-Asset-Manager hindeutet: Fonds, die sich auf ESG-skeptische Family Offices ausrichten, unterstützen oft nur dann umwelt- und sozialbezogene Anträge, wenn sie nicht entscheidend sind. Das kann auch als eine Form des Greenwashings gesehen werden: Solche «ESG-Fonds» setzen nur oberflächlich auf Nachhaltigkeit. Wesentliche, kontroverse Vorschläge werden abgelehnt, was den Interessen skeptischer institutioneller Anleger entgegenkommt.

Globalance verfolgt die Entwicklungen der Forschung regelmässig. Sie liefert uns wertvolle Erkenntnisse,
wie wir unser eigenes Vorgehen laufend verbessern und wirkungsvoller gestalten können.

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