Resultate der jüngsten Forschung

Stand der Wissenschaft

Die Forschung zu Shareholder Engagement hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In verschiedenen Disziplinen wird empirisch untersucht, ob und wie Investorinnen und Investoren einen Beitrag zu nachhaltigerem Wirtschaften leisten.

Die Kernaussagen der jüngsten Forschung lauten:

  • Aktionärsengagement führt zu besseren Unternehmensleistungen für die Gesellschaft und die Umwelt und zu besseren finanziellen Resultaten. Voraussetzung dafür ist, dass sich das Engagement nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um Themen, die in Bezug auf Geschäftsmodell und Strategie wesentlich sind, dreht (Bauer et al., 2023).
  • Aktives Aktionärsengagement führt zu Veränderungen von ESG-Ratings der anvisierten Unternehmen: Firmen mit schlechten Ratings verbessern sich in der Folge. Solche mit guten Ratings riskieren eine negative Korrektur, wenn sie auf Schwächen aufmerksam gemacht werden. Unternehmen, die offen und konsequent auf Aktionärsanliegen eingehen, verbessern auch ihre finanzielle Performance (Barko et al., 2022).
  • Die Taktik der Investorinnen und Investoren ist entscheidend. Nicht alle Formen des Dialogs sind gleich wirkungsvoll. Zu unterscheiden ist zwischen den Phasen 1) Dialog etablieren, 2) Lösungen entwickeln und 3) Lösungen implementieren. Für 1) zahlt es sich aus, unzweideutig auf Probleme hinzuweisen und Unzufriedenheit deutlich zu artikulieren. Bei 2) ist dagegen ein konstruktives Vorgehen, welches auf gute Gespräche abzielt, Erfolg versprechender. In der Phase 3) schliesslich ist wieder Klartext gefragt (Beccarini et al., 2022).
  • Aktionärsengagement wirkt besonders stark bei Unternehmen, die sich um ihre Reputation sorgen (Dimson et al., 2015).
  • Investoren-Koalitionen sind dann besonders erfolgreich, wenn sie ihre Komposition, Aufgabenverteilung und Vorgehen sorgfältig auf die Aufnahmefähigkeit der Zielfirmen abstimmen. Die Anzahl Investorinnen und Investoren, das Volumen des gemeinsam investierten Kapitals, die Engagement-Erfahrung der Teilnehmer:innen sowie lokale Kontakte sind sorgfältig auszutarieren. Es ist beispielsweise nicht zielführend, ausschliesslich die Anzahl der Investorinnen und Investoren zu maximieren, wenn diese über wenig lokale Erfahrung mit dem Zielunternehmen verfügen. Die sogenannte «Tailor-to-Target»-Theorie für kollaboratives Engagement wird durch diese Erkenntnisse gestärkt (Slager et al., 2023).
  • Systematische Überblicksstudien zeigen, dass Engagement nicht eindimensionalen, kausalen Regeln folgt. Ein einziger Vorstoss führt selten zu einem unmittelbaren Resultat. Viel eher ist die Aktionärs–Firmen-Interaktion als komplexes, dynamisches und adaptives System zu verstehen. Beiträge verschiedener Investorinnen und Investoren ergänzen sich, führen zu dynamischen Feedback-Loops mit Unternehmen und befruchten sich so gegenseitig. Freunde der Systemtheorie dürfen sich freuen (Chuah et al., 2023).

Globalance verfolgt die Entwicklungen der Forschung regelmässig. Sie liefert uns wertvolle Erkenntnisse,
wie wir unser eigenes Vorgehen laufend verbessern und wirkungsvoller gestalten können.

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